Oskar Ehrbacher
 

Geboren:

01.02.1897 in Wolkersdorf bei Wien

 

1912 - 1914


Schiffjungenschule in Sebenico
(aus seinen Aufzeichnungen)

Als ich 14 Jahre alt wurde musste ich zum Troste meiner lieben Tante das Friseurhandwerk lernen. Selbes gab ich aber sehr bald auf da ich ich durchaus kein Interesse dafür hatte. Mein einziger Gedanke war nur zur Kriegsmarine, woselbst auch mein Vater durch viele Jahre gedient hatte. Man sagt ja wie der Vater so der Sohn.

Und so wanderte ich eines Tages zur Marinesektion zur Assentierung. Man wies mich jedoch mit dem Begründen einen zu schwachen Körperbau zu haben ab und vertröstete mich ein halbes Jahr später zu kommen. Mit Tränen in den Augen wandelte ich heimwärts und tröstete mich mit dem Gedanken, dass die Zeit ja bis zur nächsten Assentierung schnell vergehen wird.

Eines schönen Tages, es war im Jahre 1912, bekam ich die Verständigung zur Musterung und ich hatte Glück. Ich konnte kaum den Tag der Abreise erwarten, welcher für den 12. Mai 1912 festgesetzt war. Tags zuvor musste ich noch in die Bundeswehrkaserne am Rennweg wo wir die Marschroute und ein Zehrgeld für die lange Reise erhielten. Am 12. Mai 1912 um 7 Uhr Abend fuhren wir vom Westbahnhof ab. Es waren außer mir noch zwei Kollegen - Hannes Bertowec und Vetter - welche ebenfalls in die Schiffsjungenschule kamen.

Begleitet hat uns niemand zum Bahnhof, denn es war ja sicher jeden ums Herz sehr schwer. Der Beste Abschied ist ohne Begleitung. Und so fuhren wir halt unserem Ziele entgegen. Zuerst bis Triest. Die Reise war herrlich und unsere Augen wurden immer größer. Triest ist eine herrliche Stadt und ein herrlicher Hafen. Dortselbst kamen wir abends an, was ja einen größeren Reiz hat. Wir bummelten die ganze Nacht durch um ja genug sehen zu können. In der Früh sahen wir uns noch die Geschäfte an und dann das Treiben und Leben im Hafen. Für uns war das alles schon ein Traum, als wir die einzelnen Matrosen auf den Schiffen sahen.

Um 9 Uhr Vormittag nahmen wir Abschied von Triest und nun ging es Pola entgegen. Um 1/2 12 Uhr kamen wir dortselbst an und man hat uns zuvor bei der Abreise in Wien gesagt dass uns eine Patrulle vom Matrosencorps in Pula erwarten wird um uns an unseren Bestimmungsort zu führen. Jedoch es hat sich nicht bewahrheitet und man ließ uns ganz freien Lauf. Zuerst stärkten wir uns kräftig, da wir eine Bärenhunger hatten. Dann sahen wir uns alle Sehenswürdigkeiten an. In Pola selbst ist ja unser Hauptkriegshafen, wo sich die ganze Flotte befindet. Nach dem Essen gingen wir in die Marineschwimmschule. Wir hatte zwar alle Angst vor dem Meerwasser, aber nach einiger Zeit sahen wir dass es ganz harmlos ist.

Um 4 Uhr Nachmittag mussten wir jedoch daran denken uns in der Kaserne zu melden. Und von dieser Stunde an hatte unsere persönliche Freiheit ein Ende

In der Kaserne angelangt meldeten wir uns beim Torposten. Derselbe wies uns in die Kasernenkanzlei wo man uns in Empfang nahm. Als unsere Papiere abgenommen waren wanderten wir durch die Kaserne um zu unserer Abteilung zu kommen. Es war ein großer Saal wo schon viele Kollegen waren mit denen wir das gleiche Schicksal teilen konnten. Wir hatten dort mit Hannes Woska einen eigenen Instruktor.

Vorläufig mussten wir noch in Zivilkleidung bleiben. Wir bekamen auch unsere Hängematten und verbrachten auch die erste Nacht schlaflos. Die zweite Nacht ging schon besser und allmählich gewöhnte ich mich daran. Wir waren alle recht lustige Kollegen. Heimweh hatte ich nie eines verspürt. Wir verlebten in der Kaserne ganz gute Zeiten. Jeden Tag gingen wir baden - natürlich in geschlossenen Reihen - oder spazierten in den Kaiserwald, man zeigte uns alle Sehenswürdigkeiten.

Eines schönen Tages bekamen wir die frohe Botschaft, dass wir nach Sebenico in die Schiffsjungenschule transportiert werden und so brachte uns auch der Hilfskreuzer HERCULES nach Sebenico. Die Fahrt von Pola nach Sebenico war sehr schön überhaupt für uns wo wir ja noch nicht auf dem Meer gefahren sind. In Sebenico eingelaufen (die Stadt selbst liegt märchenhaft) holte uns ein Tanker ab und brachte uns zu Mole von Magdalena wo die Schiffsjungenschule liegt.

Dortselbst mussten wir antreten und es wurden uns die Haare abgeschnitten. Wir hatten über den Verlust unserer schönen Locken zwar keine große Freude aber man musste dieses Schicksal mit sich nehmen. Sodann wurden wir auf die zwei Schulschiffe ALBATROS und NAUTILUS gebracht. Zum Mittagessen bekamen wir Suppe und Reisfleisch welches vorzüglich zubereitet war. auf diesen zwei Schiffen verlebten wir einige Tage wie im Schlaraffenland und nahmen dann Abschied.

Wir wurden auf das Segelschiff DONAU umgeschifft woselbst wir mit dem Lande gänzlich isoliert waren da es ganz in der Mitte des Hafens verankert war. Dort begann für uns ein anderes Leben. Wir gingen schon langsam ins Militärische über, bekamen schon unsere Monturen und unsere Zivilkleidung wurde uns abgenommen und in unsere Heimat geschickt. Jeden Tag mussten wir um 6 Uhr aufstehen, antreten mit den Hängematten wo wir Übungen hatten mit dem Zusammenrollen; dann waschen und nachher der Kaffee (schwarz mit Brot).

Das Essen war nicht sehr gut. Nach und nach hatten wir Ruderübungen, exerzieren, Boote aussetzen, Segel hissen, u.d.g. Bei den ersten Bootsübungen hatte ich gleich das Pech mir den rechten Daumen zu quetschen. So verbrachten wir auf der DONAU zwei Monate und als wir schon eine ziemliche Vorschulung genossen hatten kamen wir auf das eigentliche Schulschiff S.M.S SCHWARZENBERG. Auf diesem Schiff hatte auch mein Vater gedient und ich fand später in den alten Matrikeln noch seinen Namen eingetragen.

Auf S.M.S. SCHWARZENBERG angekommen wurden wir sogleich in Quartiere eingeteilt und bekamen unsere Schlafstellen und Esstische. Ich selbst gehörte zu ersten Quartier der Steuerborddivision. Der erste Jahrgang bestand aus 600 Jungen, aufgeteilt auf 4 Quartiere.

Unser Kommandant war Fregattenkapitän Hinger. Einige Wochen Später kam nach Sebenico welche vom Seebezirkskommando Pula de Schiffsjungenschule Sebenico zugeteilt wurde. Derselbe warf Anker neben S.M.S SCHWARZENBERG und durch eine Landungsbrücke zugänglich. Und so übersiedelte unter gleichen Verhältnissen mein Jahrgang auf und der Zweite blieb allein aus S.M.S. SCHWARZENBERG.

Im Juli 1912 begann die theoretische Schule aus S.M.S. SCHWARZENBERG wo wir jeden Tag in unseren Lern.. gehen mussten. Um 6 Uhr früh mussten wir aufstehen, waschen, frühstücken. Um 8 Uhr begannen die einzelnen Unterrichtsstunden, jede Stunde einen anderen Gegenstand bis 12 Uhr. Um 10 Uhr Vormittag bekamen wir immer ein Stück Käse und Brot. Das Essen war sehr gut. Gewöhnlich hatten wir immer vom 1/2 12 bis 12 Uhr freie Übungen. Um 12 Uhr war Mittag und dann hatten wir bis 2 Uhr freie Zeit. Um 2 Uhr alle Mann antreten und wo dann am Exerzierplatz abmarschiert wurde oder Bootsübung, Ruderübung, Segelübung. 2 mal wöchentlich hatten wir Schwimmschule. Die erste Zeit bei den Rettungsübungen hatte ich ziemlich viel Salzwasser getrunken. Um 5 Uhr war Schluss der Schule wo wir wieder Obst und Brot bekamen. Dann hatten wir bis zum Abendessen außer der Dienstmannschaft freien Lauf, baden turnen oder faulenzen. Um 7 Uhr war Nachtmahl und um 8 Uhr alle Mann antreten zum Schlafen gehen.

Es vergingen drei Monate bis dann endlich unser sehnlichster Wunsch in Erfüllung ging: die Auslandsreise. S.M.S. BABENBERG war dazu bestimmt uns auf eine zweijährige Reise mitzunehmen. Der zweite Jahrgang hatte S.M.S. MONARCH zur Verfügung und der Vorbereitungsjahrgang - das sind solche welche die Aufnahmeprüfung für den ersten Jahrgang nicht bestanden hatten - hatten S.M.S. ZENTA. Und so nahmen wir frohen Herzens eines schönen Tages von Sebenico Abschied wo wir noch vorher Kohle und Proviant für die ganze Reise einschiffen mussten. Der Abschied von Sebenico war sehr schön, denn es begleiteten uns auch einige Hochseetropedobootzerstörer ein Stück in die See hinaus von wo sie dann nach Pula fuhren.

Wir nahmen zuerst Kurs auf Spalato. Dortselbst kamen wir Abends um 6 Uhr an wo wir vor dem Hafen Anker warfen. Am Morgen des nächsten Tages fuhren wir in den Hafen ein wo wir vorher noch einige Übungen hatten. In Spalato blieben wir 8 Tage. Jeden zweiten Tag hatten wir Landgang von 5 bis 7 Uhr Abends. wir besuchten auch in geschlossenen Reihen die berühmten Sehenswürdigkeiten, wie die römischen Gräber.

Von Spalato ging es nach Lissa unserer Ehrenstadt TEGETTHOFFS. Machten dort mehrere Ausflüge, besuchten den Heldenfriedhof und legten gleichzeitig einen Kranz für die gefallenen Helden nieder. In Lissa hatten wir immer stürmisches Wetter und fuhren auch schon nach 5 Tagen wieder weiter. Um 8 Uhr früh sollten wir auslaufen und konnten jedoch die Zeit nicht einhalten da vorher ein fürchterlicher Seegang wodurch uns unsere Anker abrissen. Unter Zurücklassung des einen Ankers nahmen wir Kurs auf Gravosa. Dortselbst verblieben wir 14 Tage, das Wetter war herrlich. Wir hatten dort unsere verschiedenen Übungen, besichtigten die blaue Grotte.

 

Schiffsjunge 1913
1913

 

 

 

 

 

 

 

 


Schulschiffe im Hafen von Sebenico

 

 

 

 

 

 

 

 


Einbringen der Barkasse

 

 

 

 

 

 

 

 


Ruderübungen

 

 

 

 

 

 

 

 

SMS Babenberg

 

 

 

 

 

 

 

 


Mole von Sebenico

1914

11. August:
aufgrund des Kriegsausbruches als Matrose 2. Klasse assentiert

02. November:
in das k.u.k. Matrosenkorps bei der 7. Kompagnie eingereiht


SMS Vesta

1915

01. Feber:
ernannt zum Steuermatrosen 2. Klasse

10. April - 31. Jänner:
Steuermatrose aus SMS Viribus Unitis


vor dem Einstieg zum 2. Geschützturm

1916

01. Jänner:
befördert zum Steuermatrosen 1. Klasse

01. Jänner - 21. Juni:
Steuermatrose auf SMS Viribus Unitis

23. Juli:
beeidet auf SMS Gäa

27. Juli - 28. November:
Steuermatrose aus SMS Gäa

29. November - 27. Dezember:
zur Operation eines Leistenbruches auf Seespitalsschiff X
(ex Oe Lloyd Afrika) verlegt

27. ´- 31. Dezember
Steuermatrose auf SMS Gäa


1916
 


der Hafen von Castelnuovo

1917

01. Jänner - 31. Dezember
Steuermatrose auf SMS Gäa

07. September:
beteilt mit Karl-Truppenkreuz


Einfahrt von Cattaro
(beachtenswert die Zerstörer der
Ersatz-Triglav-Klasse links unten bei Schießübungen)

1918

01. Jänner - 27. August:
Steuermatrose bzw. Steuergast auf SMS Gäa

01. Mai
befördert zum Steuergast

28. August - 13. September:
Steuerunteroffizier auf SM TB 93

01. September:
befördert zum Steuerquartiermeister

14.September - 24. November
Steuerunteroffizier auf SMS Gäa

Lt. Urlaubsschein ab 25. November dauernd beurlaubt.


1918

 


der Kmdt. von TB 68

 

 

 

 

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